Fangen wir mit dem Begriff „Erwartungen“ an:

Das Leben ist von Beginn an mit Erwartungen verknüpft: Eltern, Freunde, die Welt:  alle erwarten von uns:

Begabungen entfalten, Rollen erfüllen, Gesetze und Regeln einhalten und der gleichen.

 

Warten und Erwarten?

Versuchen wir Unterscheidungen zu definieren:

Es gibt ein ungeduldiges Warten, ein fremdbestimmtes Warten und ein gesundes Warten.

 

Ungeduldiges Warten hat mit der erlebten, eingeräumten und gemessenen ZEIT zu tun.

Fremdbestimmtes Warten hat mit den Erwartungen, Aufträgen und Wünschen unserer sozialen WELT zu tun.

Gesundes Warten hat mit schließlich unseren eigenen Einstellungen zu sich SELBST zu tun.

 

Schon bei der Geburt umgeben uns Erwartungen, die uns die Eltern und hernach pädagogische Instanzen mitteilen oder beibringen:

Gesund sein, tüchtig und selbständig werden, Regeln und Gesetz befolgen, dem Zeitgeist folgen und dann auch den Eltern und der Gesellschaft nicht weiter zur Last zu fallen: eben ein wichtiger Teil des gesellschaftlichen Zusammenhalts abzubilden.

 

Beispiele:

Muss du dich rechtfertigen, wenn du klein, groß, dick oder dünn bist, mager oder schwergewichtig?

Muss sich eine Frau rechtfertigen, wenn sie keine Kinder hat oder keine Familie gründen will? Muss sich ein Mann rechtfertigen, wenn er sich dem sozialen Treiben nach sichtbaren materiellen Erfolgen widersetzt.

Seit es Menschen gibt, gibt es Aussteiger, Einsiedler, Eremiten und Menschen mit alternativen Denkweisen und Lebensweisen: Christus, Buddha, Odysseus, Antonius in der Wüste, Meister Eckehard sind Abbilder solcher Vorstellungen.

 

Die Gesellschaft tut sich im Allgemeinen schwer, solche Alternativen zu respektieren oder gar zu fördern, weil sie die bestehenden Normen und Gewohnheiten infrage stellen, verunsichern sie den sozialen Zusammenhalt.

 

Muss aber nicht sein: Die Stärke des Humanismus liegt in der Toleranz, die Stärke einer Persönlichkeit zeigt sich in der Souveränität.

 

Erwartungen der sozialen Umwelt, der Gesellschaft, der formulierten Rechte und Gesetze sind das eine, der Umgang mit diesen ist das andere.

 

Wir wissen aus der Persönlichkeitspsychologie, dass das genau den Wert und die Stärke eine Person ausmacht: Die Erwartungen zu erkennen, sie für sich selbst aus diesem Widerspruch eine souveräne Lösung abzubilden.

Ambiguitätstoleranz heißt also, die Widersprüche erkennen und dennoch eine Balance finden, zu den eigenen Wert, Einstellungen, Erkenntnisse und Bedürfnissen.

 

Du kannst selber analysieren:

Deine Erwartungen an dich selbst.

Die sozialen Erwartungen an dich.

Die Widerspräche, Widerstände und Diskrepanzen.

Deine Toleranzgrenzen und

Deine Toleranz gegenüber den Widersprüchen zwischen den Erwartungen der Umwelt und den eigenen Einsichten und Bedürfnissen.

Dies auszuhalten und einen möglichst geglückten Ausweg zu finden, macht die Macht und Würde einer Persönlichkeit aus.

 

Wenn du die Welt nur ablehnst, hast du noch nichts gewonnen, wenn einen freundlichen Dialog mit deinen Erwartungen und Bedürfnissen anfängst, kannst du am Ende eine Souveränität erreichen, um die dich dann andere durchaus beneiden können.

 

Es geht der Begriff auf LUTHER zurück. Was er meint das Wort wohl:

 

Geht in Dich und notiere:

Welchen Hader zu kennst:

Mit Gott und dem Schicksal,

Mit der Welt, wie sie ist

Mit Dir Selbst, wie du bist

Mit Entscheidungen, die du getroffen hast.

 

Oder ganz konkret:

mit den Nachbarn, die du dir nicht aussuchen würdest,

mit dem Wetter, das deine Stimmung verdrießt,

mit Menschen, die wenig Verständnis, Einfühlung und Wertschätzung bringen.

Mit Fragen, die verletzend, dumm oder ohne Einfühlung gestellt sind.

 

Und Luthers Antwort vor Kaiser und Gelehrten damals in Mainz vor dem Reichstag?

„Hier stehe ich. Ich kann nicht anders. Amen“

Also das heißt für uns:

Standpunkt

Beschreibe deine Fähigkeit, dich selbst zu festigen, zu achten und im Selbstdialog gut zu dir zu sein

 

Aufrichtigkeit

Gesteht dir ein, dass du in deinem Leben nicht alle Entscheidungen selbst treffen konntest, aus der jetzigen Sicht vielleicht hätten anders laufen können („Hätte hätte….?)

 

Grenzen sehen, Grenzen ziehen.

 

Die vergangen Dinge hinter sich lassen, sich von negativen Emotionen frei machen und jene Menschen meiden, die zu Wertschätzung entweder nicht fähig oder nicht bereit sind.

 

Ideelle Bezugsgruppe.

Viele Menschen, die ich in meinem Beruf als Psychologe und Coach begleitet habe, hadern mit dem Schicksal, dem Erlebten, den Entscheidungen, der sozialen Umwelt…

 

Und wie kann man damit um gehen:

Wenn du die Welt nicht ändern kannst, kannst du deine Einstellung zur Welt ändern.

Und du kannst vor allem einen eigenen, neue Bezugsgruppe bauen und pflegen, die deinen Wert entsprechen, als ideell, mit der im Einklang sind, deine Werte teilen, auch deinen Schmerz verstehen und den Blick auf das Heilende, die Zukunft und auf Achtsamkeit richten.

 

Zuversicht, Selbstberuhigung und Akzeptanz muss jeden neu erarbeitet und gefestigt werden.

 

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